Leipziger Neuesten Nachrichten vom 3.11.1901
Kircheneinweihung in Sommerfeld -
Ihre im Jahre 1859 schlicht und schmucklos erbaute Kirche erneuert und innerlich prächtig ausgestaltet, hat im Laufe des vergangenen Sommers die Gemeinde Sommerfeld bei Leipzig. Unter der Bauführung des bekannten Architekten Julius Zeittig, dem Erbauer so mancher schöner Kirche hin und her im Sachsenlande, ist nun ein Gotteshaus dort in Sommerfeld entstanden, bei dessen Besuche Jeder unwillkürlich ausrufen muß: "Wie lieblich sind deine Wohnungen Herr Zebaoth". In streng kirchlicher Weise hat der rühmlich bekannte Maler Richard Schulz den Altarraum gemalt und einen herrlichen Triumphbogen geschaffen, während die Holzdecke einen stilvollen Anstrich erhielt. Künstlerische Glasmalereien bieten dar die aus dem Atelier der Herren Schulz und Stockinger hervorgegangenen Altarfenster "Jesus in Gethsemane" und "Die Einsetzung des heiligen Abendmahls", ersteres Bild geschenkt von Frau Emma Gaßmann geb. Remmler, letzteres gestiftet von Herrn Gemeindevorstand Göttsching in Sommerfeld. Von denselben Künstlern rühren auch die wundervoll gemalten Glasfenster der Sakristei her. Ueber dem Altar erhebt sich, von Professor Winterstein gemalt der gen Himmel fahrende Christus mit ausgestreckten Segenshänden. Die Bilder, deren Anordnung der um die künstlerische Ausschmückung der Kirche hochverdiente Herr Pastor Hoffmann-Panitzsch vorgeschlagen hat, sollen den Altarraum kennzeichnen als Ort des Gebets, des Segnens und der heiligen Sakramentsfeier. Stilgerechte Tischlerarbeiten lieferten die Leipziger Meister Engemann und Fritzsche, Schlosserarbeiten verfertigte Schlossermeister Ventur und die Firma Friedrich Raven, Leipzig, legte eine Niederdruckdampfheizung an. Die Orgel restaurierte Orgelbauer Kreuzbach, Borna, der auch ein Magazingebläse anbrachte. Zur Beleuchtung des Gotteshauses bei Abendgottesdiensten soll Spiritusglühlicht Verwendung finden.
In diesen Tagen fand die Kircheneinweihung statt, unter zahlreicher Betheiligung von Nah und Fern. Das Landescconsistorium hatte als seinen Vertreter Herrn Oberconsistorialrath Lotichius gesendet, von der Kircheninspection nahmen Theil die Herren Kirchenrath D.Michel aus Großzschocher und Herr Amtshauptmann Heink aus Leipzig, außerdem eine Anzahl Nachbar-Geistlicher im Ornat, nämlich die Herren Pastoren Mättig-Engelsdorf, Hoffmann-Panitzsch, Dr. Krahme-Gerichshain, Barth-Baalsdorf, Krickau-Paunsdorf, Wilsdorf-Albrechthain, em. Dr.Schmidt-Borsdorf. Unter Vorantritt des Posaunenchores des Jünglingsvereins von der Nicolaigemeinde zu Leipzig, die Melodie blasend: Ein´ feste Burg ist unser Gott" , begab sich ein stattlicher Festzug nach dem erneuerten Gotteshause zum Weihegottesdienst. Unter Zugrundelegung des Prophetenwortes Jesaias 55,6, rief der Herr Ephorus D.Michel der Festversammlung zu: Benützet die Gnadenzeit, da der Herr sich will finden lassen und benützet den Gnadenort , da der Herr nahe ist und nahm hierauf die agendarisch vorgeschriebene Weihe vor. Nach derselben ergriff Herr Oberconcistorialrath Lotichius das Wort zum Glück- und Segenswunsche des Landesconsistoriums, in dem er auch ganz besonders dem Kirchenvorstand und seinem verdienstlichen Vorsitzenden, Herrn Pfarrer Lic. Dr. Wirth für die Bereitwilligkeitr dankte, mit welcher, man den Wünschen und Anregungen der hohen Kirchenbehörde gern nachgekommen wäre. Die Festpredigt hielt der ebengenannte Ortspfarrer über den vorgeschriebenen Sonntagstext: Luc. 10,38-42, mit dem Thema: "Eins ist Noth", aus dieser Erkenntniß fließt aus unsere Freude, unser Dank und unser Gelübte am Kirchweihfeste. Ja, zu Freude und Dank konnte der Herr Festprediger die Gemeinde am Kirchweihfeste im Hinblick auf das so schön gelungene zur Ehre Gottes unternommene Werk auffordern, hoffentlcih bezahlt sie dem Herrn auch die Gelübde, die sie am Kirchweihtage durch den Mund ihres Pfarrers abgelegt hat in gewissenhafterr Erfüllung der oberhirtlichen Ermahnungen des Herrn Superintendenten.
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Kircheneinweihung in Sommerfeld
Die Gemeinde Sommerfeld hat das Glück, eine der reichsten Kirchen des sächsischen Vaterlandes zu besitzen. Freilich, am Gotteshause selbst noch weniger , aber in seinem Innern war keine Spur von Reichthum zu merken, dafür flossen kirchliche Gelder den Gemeindecassen reichlich zu, namentlich die Schule, die sich so gern von der Kirche unabhängig machen möchte, durfte sich einer großen Fürsorge der Kirche erfreuen. Nachdem aber neuerdings vom Staate der Gemeinde viele drückende Schuldenlasten abgenommen sind, wurden in Sommerfeld auch kirchliche Gelder wieder für die Kirche disponibel , und auf Anregung des hohen Landesconsistoriums beschloß der Kirchenvorstand eine Vergrößerung und Renovation der Kirche, welche im vergangenen Sommer ausgeführt wurde unter Leitung des bekannten Kirchenbaumeisters Julius Zeißig in Leipzig. Am vorigen Sonntag fand nun die Wiederweihe des erneuerten und vergrößerten Gotteshauses statt unter zahlreicher Betheiligung von nah und fern, der hohen Staatsbehörden und vieler Nachbargeistlicher. Vom hohen Landesconsitorium war als Vertreter Herr Oberconsistorialrath Lotichius aus Dresden erschienen, die Kircheninspection vertraten die Herren Superintendent Kirchenrath D.Michel aus Großzschocher und Amtshauptmann Heinck. Auch die am Bau betheiligt gewesenen Künstler und Baugewerken waren in großer Anzahl erschienen.
Unter Glockengeläute und unter Vorantritt des Bläserchors des Jünglingsvereins der Nicolaigemeinde in Leipzig bewegte sich ein stattlicher Festzug vom Pfarrhause aus nach dem Gotteshause, vor dessen verschlossener Thür Herr Architekt Zeißig an den Herrn Oberconsistorialrat den Schlüssel zur Kirche übergab, der ihn dann dem Ortspfarrer Herrn Lic. Dr. Wirth überreichte, welcher im Namen des dreieinigen Gottes die Thür öffnete. Die Weihe des Gotteshauses vollzog Herr Kirchenrath D. Michel, indem er unter Zugrundelegung von Jes. 55,6, der Gemeinde zurief: "Benützet die Gnadenzeit , da sich der Herr will finden lassen: Benützet den Gnadenort, da der Herr nahe ist." Die herzlichen Worte des geistlichen Oberhirten der Leipziger Landephorie machten sichtlich einen tiefen Eindruck, der hoffentlich ein bleibender sein wird. Nach der Weihe ergriff Herr Oberconsistorialrath Lotichius das Wort, sowohl um Glück- und Segenswunsch des hohen Landesconsistoriums der Gemeinde Sommerfeld darzubringen, als auch dem Kirchenvorstande, und vor Allem dessen Vorsitzenden, Dank auszusprechen für die Bereitwilligkeit, mit welcher man den Wünschen und Anregungen des Kirchenregiments nachgekommen sei.
Nun begann der eigentliche Gottesdienst mit einem Vortrage des Posaunenchores , und nach der Liturgie und dem Hauptliede folgte die Festpredigt des Ortspfarrers Dr.Wirth über die vorgeschriebene Sonntagsperikope: Luc. 10,38-42, mit dem Thema: "Eins ist Noth", aus dieser Erkenntniß fließt uns unsere Freude, unser Dank, unser Gelübde am Kirchweihtage". In üblicher Weise wurde der Gottesdienst geschlossen, worauf die auswärtigen Festtheilnehmer im gastlichen Pfarrhause nach den geistlichen Stärkungen eine leibliche Stärkung einnahmen.
Die Kirche zu Sommerfeld ist im Jahre 1858 als Filialkirche von Panitzsch, in gothischem Stile, schlicht und einfach gebaut; jetzt nach der Renovation erweist sich dieselbe als eine der schönsten Landkirchen Sachsens, eine von der man mit Recht sagen kann: "Wie lieblich sind deine Wohnungen, Herr Zebaoth", denn was man früher versäumt hatte, ist nun nachgeholt worden, und was kirchliche Kunst vermag, ist in reichster, aber auch geschmackvollster Weise geboten worden, wobei dem Kirchenvorstande nicht nur der Ortspfarrer als sicherer Führer vorstand, sondern auch bewährte Kräfte , außer Herrn Architekt Zeißig noch vor Allem Herr P. Hoffmann-Panitzsch zur Seite standen. Einen besonders ergreifenden Eindruck macht der Altarplatz mit seinen herrlichen, aus dem Atelier von Schultz und Stockinger in Leipzig hervorgegangenen Glasmalereien: Jesus in Gethsemane und die Einsegnung des heiligen Abendmahls darstellend , während über dem Altar ein wertvolles Gemälde:" Der segnende Christus", von Professor Winterstein, sich erhebt, so daß bildlich der Altarplatz als Stätte des Gebets, des Segnens und der Abendmahlsfeier gekennzeichnet wird.
Die gemalten Glasfenster sind Geschenke des Herrn Gemeindevorstands Göttsching und der Frau Emma verw. Gaßmann. Ein drittes solches Fenster von Herrn Standesbeamten und Friedensrichter Dähne gestiftet, befindet sich an der Südseite des Schiffes. Decken - und Holzmalereien enstammen der rühmlichst bekannten Firma Richard Schultz, Leipzig, die Restauration der Orgel und die Anbringung eines neuen Magazingebläses rührt vom Orgelbaumeister Kreuzbach-Borna her. Die Tischlerarbeiten lieferten die Meister Engemann und Fritzsche. beide in Leipzig, während die Heizungsanlage nach dem System Dampfniederdruck von Friedrich Raven in Leipzig herrührt. Zur Beleuchtung des Gotteshauses bei Abendgottesdiensten kommt Spiritusglühlicht in Anwendung.