Christoph Arnold

Die erste Hälfte des 17. Jahrhundert war vom 30 jährigem Krieg geprägt. (1618 bis 1648).
Wenn auch nicht ständig Krieg war, so lebten die Menschen doch immer in Angst vor Kriegen und als deren Folge in Angst vor Hungersnöten und Seuchen z.B. der Pest. Angst machten auch noch Erscheinungen wie das Nordlicht oder Kometen. Andererseits erblühte nach dem 30 jährigen Krieg das Schulwesen und die Wissenschaft. Das Weltbild veränderte sich, die Erde war nicht mehr der Mittelpunkt, sondern sie kreiste nun um die Sonne, das astronomische Fernrohr war erfunden, Leibnitz entdeckte die Dualzahlen (ohne die Umwandlung in Bits und Bytes würde heutzutage kein Computer funktionieren) man träumte eines Tages durch die Luft zu fliegen ...

In diese Zeit wurde am 17.12.1650 Christoph Arnold geboren. Er war das zweite Kind und der älteste Sohn des Bauern und Richters Hans Arnold (get. 25.5.1620 gest. 9.9.1685) aus Sommerfeld und dessen Ehefrau Sabine geborene Hainmann aus Albrechtshain (get. 21.4.1621 gest. 24.9.1675) Man bewunderte seine schnelle Auffassungsgabe und sein selbständiges Lernen (Autodidakt). So ging er auch nur neun Wochen in die Schule. (Dies ist auch ein Ansporn für die Kinder unserer Arnold-Grundschule in Engelsdorf!!). Da sein Patenonkel, Bartholomäus Sturm, aber der Schulmeister von Panitzsch war, hatte er dort sicher Privatunterricht.
Arnold interessierte sich ganz besonders auch für die Astronomie. Er errichtete auf seinem Wohnhaus (westlich der Kirche, Arnoldplatz 18) eine kleine Sternwarte. Diese kann man sich vielleicht eher wie einen besseren Hochstand für Jäger vorstellen - also einen waagerechten Boden mit einem Dach darüber. Leider wurden die Reste der Sternwarte schon vor über hundert Jahren entfernt. Aus Arnolds Berichten wissen wir, dass er über die Ungenauigkeit der Kirchturmuhr klagte und sich mittels Pendel und Sanduhren genauere Zeitmesser schuf. Mit dem Mathematiker und Astronom Gottfried Kirsch (1639 -1710) aus Leipzig war Arnold befreundet. Kirsch lehrte ihm die astronomischen Grundkenntnisse und da der Nachlass von Kirsch in der Handschriftenabteilung der Universitätsbibliothek gesammelt und bearbeitet wird, finden wir bei diesem auch noch Originalbriefe von Arnold. Arnold war sicher auch beteiligt, das der Mathematiker Kirsch in 2.Ehe die Schwester der Ehefrau von Arnolds Pfarrer Justin Töllner heiratete.
Am 15. August 1682 - während der Ernte, er hatte wie er schreibt, "kaum Zeit den Tubus zu den Sternen zu richten", entdeckt er Unregelmäßigkeiten am Sternenhimmel und führt diese als Erster in Europa auf einen Kometen zurück. Der Komet wurde erst acht Tage später von der Sternwarte in Danzig und weitere zwei Tage - also zehn Tage nach Arnold - von der Sternwarte in Paris gesehen. Die Gelehrtenwelt in Europa war erstaunt und erschrocken, nicht die gutausgestatteten Sternwarten mit ihren studierten Gelehrten und zahlreichen Dienern, sondern ein einfacher Bauer hatte den Kometen gesehen. So wurde er als Bauernastronom berühmt. Arnold verfasst noch eine Schrift über den Kometen, in der er über die Entstehung eines Kometen und seines Schweifes und "dessen Länge, Kürze und Krümme" schreibt. Dafür wird er vom Rat der Stadt Leipzig mit Reduzierung der Abgaben belohnt. Interessant ist auch, dass er im Gegensatz zu seinem Pfarrer gegen abergläubische Vorstellungen in Verbindung mit einem Kometen vorgeht.
Sein Pfarrer Töllner aus Panitzsch predigte, dass wenn die Menschen sich nicht bessern würden Gott Kometen schicken würde, die Kriege, Hungernöte und Pest brächten. Arnold kannte diese Predigten, weil er regelmäßig im Gottesdienst war und die Predigten teilweise mitschrieb. Er sollte sogar Kirchvorsteher werden, lehnte dies aber aus Zeitgründen ab. Töllner war strenger Pietist, war auch dagegen, dass die Bauern - wie früher sonst in Panitzsch üblich- die Bierfässer im kühlen Panitzscher Kirchturm lagerten und wurde am 12.3.1697 vom Leipziger Konsistorium wegen Pietismus abgelöst. Töllner wurde später von A. Hermann Francke als Rechnungsführer und Inspektor im Waisenhaus der Franckeschen Anstalten in Halle als wirtschaftlicher Leiter eingesetzt.
Arnold argumentiert, dass in jedem Jahr unabhängig ob ein Komet kommt oder nicht "große Herren" sterben, Kriege, Hungersnöte und Seuchen auftreten und kommt zu dem Ergebnis, "wenn die hohen Herren endlich mit ihren Händeln und Kriegen aufhören würden, dann könnten die Bauern richtig ernten, es gebe weniger Seuche und die "armen Schweifsterne" würden dann auch nicht immer mit Katastrophen in Verbindung gebracht werden.
Am 15.Mai 1683 heiratet er Anna Straube, die Tochter von Hans Straube aus Sommerfeld. Am 14.Juli 1684 wurde ihnen Sabina, das älteste von fünf Kindern geboren.
Am 9.9.1685 stirbt sein Vater der Bauer Arnold und er übernimmt den väterlichen Hof und führt ihn vorbildlich weiter. In der Landwirtschaft führt er die Statistik ein. Also wie viel Sack Saatgut wurden auf dem jeweiligen Feld ausgesät und wie viele Wagen Getreide ergibt dies. Dazu musste er aber um irgendwelche Zahlen eintragen zu können erst einmal das Dorf und die dazugehörigen Felder vermessen und aufzeichnen. Damit gehört er zu den ersten Kartographen in Sachen. Die Arnoldschen Risse sind heute noch erhalten und waren 1997 auch bei der Kartographenaustellung in Dresden zu sehen.
Eine astronomische Beobachtung brachte ihm lebenslange Abgabenfreiheit ein: die Beobachtung der Merkurdurchganges - also wenn der Merkur sich zwischen Erde und Sonne vorbeibewegt und dadurch eine partielle Sonnenfinsternis entsteht. Dazu richtete Arnold am 31.Oktober 1690 sein Fernrohr auf die Sonne und stellte hinter das Fernrohr ein Blatt Papier, so dass die Sonnenscheibe als ein Kreis darauf zu sehen war. Die Umrisse dieser projektierte Sonnenscheibe zeichnete er nach. Der Merkur war dann als kleiner Schattenpunkt zu sehen, der in einer Kurve weiter rückte. Nachdem Arnold jeweils einen neuen Punkt nachmalte, erzielte er eine Zeichnung die die Umrisse der Sonne und die Kurve des vorbeiziehenden Merkurs enthielt. Dies war europaweit die fünfte Beschreibung des Merkurdurchganges.
Arnold beobachtet auch sehr genau das Wetter und macht dazu Aufzeichnungen.1692 beschreibt er ein seltenes Naturphänomen fünf Nebensonnen als "das göttliche Gnadenzeichen in einem Sonnenwunder vor Augen gestellt ".
Obwohl er ein frommer Mann war, hatte er doch immer Angst vor dem Tod. Als er bei einem Kindstauffest von einem plötzlichen Todesfall einer Frau hört, bekam er solche Furcht, dass er heimgehen musste und krank wurde. Ahnend, dass er bald sterben werde, bestellte er sein Haus, verlangte nach dem Abendmahl und wählte als Text für die Leichenpredigt ein Schriftwort aus dem Hohenlied. Am 15.April 1695 5 Uhr früh starb Arnold und wurde an der "Abendseite" (Westseite) der Kirche begraben.
Das alte sächsische Gelehrtenlexikon lässt ihn in der ersten Auflage sogar bis 1697 noch leben. Dieses Datum wurde in der 2.Auflage korrigiert, aber sowohl unser Maler der Kopie des Arnoldbildes als auch die LVZ (1992) kannten nur die erste Auflage und gaben 1697 als Todesjahr an.
Zur Ehrung Arnolds wurde der Arnoldplatz, eine Straße in Stötteritz und ein Krater auf dem Mond nach ihm benannt.

Literaturhinweise:
Sehr informativ wird Arnold beschrieben in: Jürgen Helfricht, Hexenmeister und Bauernastronomen in Sachsen, Seiten 18-28, Tauchaer Verlag 1999, ISBN 3-910074-97-9